Freitag, 7. Mai 2010

Heute hatten wir einen Hai zu Gast

Im Kühlhaus lag in einer stählernen Wanne ein lebensgroßer Hundehai – mir wird jetzt noch kalt, wenn ich daran denke!

Der tote Hundshai [ein zur Familie der Blauhai gehörender Mittelmeerfisch] sorgte nachhaltig für Aufregung – wann sieht man schon mal so nah einen richtigen Hai? seine Aura strahlt selbst nach Tagen seines letzten Flossenschlags.

Haie pissen nicht ins Becken, sondern scheiden über ihre Haut aus. Riechen tun sie wie Räuber, streng, nach, nach salzigem Ammoniak, der Geruch hat mir eine Gänsehaut gemacht. Hab ihn ganz behutsam angefasst, seine Haut fühlte sich an wie weiches Leder. Seit heute weiß ich, warum sich Rockstars und Fußballer Haileder-Schuhe anfertigen lassen.

Und der Haifisch, der trägt seine Zähne tatsächlich im Gebiss, die zeigen sich nur im ausgefahrenen Zustand – Meckie Messer besingt das Sowohlalsauch des evolutionären Plans, ein genialer textlicher Passus, Text als universaler Transporteur paradoxer Gegebenheiten. Der Hai, ein perfekt konstruiertes Geschöpf, ob als Bildschirmschoner oder Karosserievorbild, Vorbild der Biontik.

Wat n Fisch, er uriniert in seine Haut, gleitet zahnlos durch sieben Meere, ein von allen gefürchtetes Geschöpf Gottes – nur Haie haben keine Angst vor Haien – in ihm zeigt sich das Leben in all seiner perfekt entwickelten Konstruktion, der Anblick des Hais hat mich verzückt, hat mir Schubkraft verliehen, hat etwas frei gesetzt!

Daraufhin ging’s heute auch drunter und drüber – Tische wurden von erfahrenen Servicemitarbeitern falsch boniert, Essen an verkehrte Tische gebracht, Kreditkarten vertauscht, das ganze Lokal spielte verrückt. Irgendwie hatte seine Anwesenheit auf alle die ihn zu Gesicht bekamen, einen mächtigen Eindruck hinterlassen, der die ansonsten professionelle Geübtheit ein wenig aus dem Gleichgewicht brachte.

Für mich, als im Zeichen der Gerechtigkeit Geborener, war es die richtige homöopathische Dosis um meinen euphorisierten Seitenkanal zu öffnen und mich ganzen Herzens mit der Macht des Lebens zu verbinden!

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